(1929 - 2009)
Vera Mutafčieva wurde in Sofia geboren. Ihr Studium schloss sie an der Universität „Hl. Kliment Ohridski“ ab. Im Jahre 1958 promovierte sie sich mit einer Doktorarbeit zum Thema „Feodalnata renta v Osmanskata imperija, XV-XVI vek“ [„Die feudale Rente im Osmanischen Imperium. 15.-16. Jh.“]. Nach der Verteidigung ihrer zweiten Dissertation zum Thema „Kărdžalijsko vreme“ [„Die Kărdžalier Zeit“] im Jahre 1978 wurde ihr der akademische Grad „Doktor der historischen Wissenschaften“ verliehen. Sie arbeitete an den Instituten für Geschichte, Literatur, Balkanistik und Demographie der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Darüber hinaus war sie als Gründungsmitglied sowie Leiterin des zum Kulturkomitee gehörigen Zentrums für alte Sprachen und Kulturen (1978-1980), Leiterin des Bulgarischen Forschungsinstituts in Österreich (1980-1982), stellvertretende Leiterin der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (1993-1996), Vorsitzende der Agentur für die Bulgaren im Ausland (1997-1998), Gründerin und Vorsitzende des Verlegerrats des Nationalen Stiftungsfonds „13 veka Bălgaria“ (1998-2009) und Mitglied von dessen Verwaltungsrats (1997-2005) tätig.

Zu ihren berühmtesten Werken zählen die historischen Romane: „Letopis na smutno vreme“ [„Chronik einer wirren Zeit“], 1965-1966, „Spielball von Kirche und Thron“, 1967; „Poslednite Šišmanovci“ [„Die letzten Šišmanovs“], 1969; „Ricarjat“ [„Der Ritter“], 1970; „Belote zu zweit“, 1973; der Zweiteiler „Alkibiades der Kleine“, 1975 und „Alkibiades der Große“, 1976, „Predrečeno ot Pagane“ [„Prophezeit von Pagane“], 1980; „Az, Anna Komnina“ [„Ich, Anna Komnina“], 1991. Als Autorin und Historikerin, deren Interessenschwerpunkt im Bereich der Osmanologie lag, veröffentlichte sie essayistische, populärwissenschaftliche sowie schöngeistige Bücher, die sich mit der bulgarischen Wiedergeburt auseinandersetzten: „Procesăt 1873“ [„Der Prozess 1873“], 1972; „Kniga za Sofronij“ [„Buch über Sofronij“], 1978; „Obraz nevăzmožen. Mladostta na Rakovski“ [„Ein unmögliches Bild. Die Jugend Rakovskis“], 1983 u.a. Damit stellte sie viele Klischeebilder aus der Geschichte und Kultur dieser Zeit in Frage.

Aus ihrer Feder stammen die Theaterstücke „Pătjat“ [„Der Weg“] und „Procesăt“ [„Der Prozess“] sowie die Drehbücher der Superproduktion „Han Asparuh“ [„Khan Asparuch“], 1981, und des Filmes „Nepălnoletie“ [„Nichtvolljährigkiet“], 1980. Von den 1990ern an veröffentlichte sie die Memoiren „Razgadavajki bašta si“ [„Beim Enträtseln des eigenen Vaters“], „Semejna saga“ [„Familiensaga“], die dreiteiligen „Bivalici“ [„Geschichten] und „Ne/bivalici“ [„Lügen-/Geschichten“] sowie einen Sammelband mit Interviews unter dem Titel „Zasega“ [„Bis dato“], 2004.

Für ihr Gesamtwerk bekam sie den internationalen Herder-Preis (1980), für das Drehbuch von „Han Asparuh“ [„Khan Asparuch“] wiederum „Zlatnata roza“ auf dem Filmfestival in Varna. Der Film wurde zudem mit dem Dimitrov-Preis (1982) ausgezeichnet, den sie sich mit den anderen Mitarbeitern teilte. Vera Mutafčieva wurden die Orden „Kyrill und Method“ (1. Rang) im Jahre 1989 und „Stara planina“ (1. Rang) im Jahre 1999, die Würdigung „Marin Drinov“ der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (1999), der Preis des Bulgarisch-deutschen Forums für ihren Beitrag zur Festigung der Zivilgesellschaft in Bulgarien und zur Entwicklung der bulgarisch-deutschen Beziehungen (2000), der Staatspreis „Paisij Hilendarski“ (2000) sowie die Nationalpreise „Ivan Nikolov“ (2003), „Ivan Vazov“ (2005) und „Christo G. Danov“ (2005) verliehen.

Ihre Werke wurden von Hartmut Herboth, Wolfgang Köppe und Barbara Müller ins Deutsche übertragen.

 

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