(1898 - 1966)
Dimităr Talev wurde in Prilep (heute in Mazedonien) geboren. Mit Unterbrechungen ging er dort sowie in Thessaloniki, Skopje und Stara Zagora zur Schule. Seine Gymnasialbildung schloss er in Bitola (1920) ab. 1920-1921 studierte er (je ein Semester lang) Medizin und Philosophie in Zagreb und Wien. Er absolvierte bulgarische Philologie an der Sofioter Universität (1925) und arbeitete als Korrektor, Redakteur und Chefredaktor der Zeitung „Makedonia“. Der junge Autor war Mitarbeiter der Zeitung „Zora“ und moderierte deren Literaturressort zusammen mit Jordan Badev (1938-1944). Nach dem Umsturz am 9. September 1944 wurde er zu Umerziehung in ein Arbeitslager in Bobovdol geschickt, wo er bis Ende August 1945 bleiben musste. Im Oktober 1947 wurde er erneut festgenommen und zu Zwangsarbeit im Perniker Bergwerk bis Februar 1948 verurteilt. Seine Familie wurde von Sofia nach Lukovit zwangsumgesiedelt. In den nächsten zehn Jahren, und zwar unter den schweren Bedingungen der gesellschaftlichen Isolation, verfasste der Autor seine bedeutendsten Romane. Ende der 1950er und Anfang der 1960er wurde er rehabilitiert und widmete sich erneut literarischen Tätigkeiten.

Anfang 1920er Jahre publizierte Talev sozialengagierte Prosa in Zeitungen und Zeitschriften. In diesem sowie im nächsten Jahrzehnt war er für die in Bulgarien erscheinende mazedonische Presse tätig. Diese veröffentlichte Erzählungen, Reisebeschreibungen, Berichte, Legenden, Impressionen sowie zahlreiche publizistische Artikel von ihm. Zu seinen berühmtesten Büchern aus dieser Periode gehören: die Erzählbände „Zlatniat ključ” [Der goldene Schlüssel“], 1935, und „Starata kăšta“ [„Das alte Haus”], 1938, der Roman „Na zavoj” [„In der Kurve“], 1940, die Biografie „Goce Delčev“, 1942, die historisch-geographische Beschreibung „Grad Prilep. Borbi za rod i svoboda“ [„Die Stadt Prilep. Kämpfe um Heimat und Freiheit“], 1943. Folgende Romane begründeten seinen Ruhm als „den letzten bulgarischen Aufklärer aus der Wiedergeburtszeit“ und sicherten ihm die Liebe des patriotisch gesinnten Lesepublikums: „Der eiserne Leuchter“, 1952; „Der Eliastag“, 1953; „Kiprovec văstana“ [„Kiprovec erhob sich“], 1954; „Die Glocken von Prespa“, 1954, sowie die Trilogie „Samuil, car bălgarski“ [„Samuil, Zar der Bulgaren“], 1958-1960, „Der Mönch von Chilendar“, 1962, und „Glasovete vi čuvam“ [„Eure Stimmen höre ich“], 1966.

Talev erhielt die Auszeichnungen „Verdienter Kulturschaffender“ und „Kulturschaffender des Volkes“. Er wurde mit dem Dimitrov-Preis (1959) ausgezeichnet und zum Abgeordneten der 5. Volksversammlung gewählt.

Als das zentrale Thema seines Schaffens kristallisiert sich das Schicksal Mazedoniens heraus. „Der eiserne Leuchter“, „Die Glocken von Prespa“, „Der Eliastag“ und „Glasovete vi čuvam“ [„Eure Stimmen höre ich“] gehören zu den markantesten Texten der sogenannten „großen epischen Welle“ in der bulgarischen Literatur nach 1944.

Talevs Werke wurden von Hilde Grantscharowa und Hartmut Herboth ins Deutsche übertragen.

 

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