(1929 - 2004)
Jordan Radičkov wurde in Kalimanica in der Gemeinde Montana geboren. 1947 absolvierte er das Gymnasium in Berkovica. Danach arbeitete er als Korrespondent und Redakteur der Zeitungen „Narodna mladež“ (1953-54), „Večerni novini“ (1954-1960) und „Literaturen front“ (1962-1969) sowie in der Bulgarischen Kinematographie (1960-1962). Von 1973 bis 1986 war er Mitglied des „Rates zur Entwicklung der geistigen Werte der Gesellschaft“, welcher ein Gremium des Staatsrats der Volksrepublik Bulgarien war. Von 1986 bis 1989 war er stellvertretender Vorsitzender des Bulgarischen Schriftstellerverbands.

Radičkov veröffentlichte mehrere Erzählbände: „Sărceto bie za horata“ [„Das Herz schlägt für die Menschen“], 1959; „Prosti răce“ [„Einfache Hände“], 1961; „Obărnato nebe“ [„Umgekrempelter Himmel“], 1962; „Svirepo nastroenie“ [„Grimmige Stimmung“], 1965; „Vodolej“ [„Wassermann“], 1967; „Koženijat păpeš“ [„Die lederne Melone“], 1969; „Pulverfibel“, 1969; „Pljava i zărno“ [„Spreu und Korn“], 1972; „Nežnata spirala“ [„Die zärtliche Spirale“], 1983; „Hora i svraki“ [„Menschen und Elster“], 1990; „Smokove v livadite“ [„Ringelnatter auf den Wiesen“], 1995; „Müre“, 1997, u.a. Aus seiner Feder stammen Novellen und Romane („Vsički i nikoj“ [„Alle und niemand“], 1975; „Praška“ [„Schleuder“], 1977; „Noev kovčeg“ [„Arche Noah“], 1988), Reiseberichte („Neosvetenite dvorove“ [„Die unbeleuchteten Höfe“], 1966; „Malka severna saga“ [„Kleine nordische Saga“], 1980), Theaterstücke („Wirrwarr“, „Januar“, „Lazarica“, „Versuch zu fliegen“, „Körbe“, „Bild und Abbild“) sowie Drehbücher („Heißer Mittag“, 1966, „Der angebundene Ballon“, 1967).

Er bekam etliche bedeutende Preise, darunter der italienische Grinzane-Cavour-Preis für Belletristik (1984) und der schwedische Königliche Nordstern-Orden (1988). Er wurde durch die Eintragung in die Ehrenliste „Hans Christian Andersen“ des Internationalen Rates des dänischen Buches (1996) sowie mit dem großen Preis für Literatur „Dobri Čintulov“ (1980), dem Preis „Askeer“ für seinen Gesamtbeitrag zur Entwicklung der Theaterkunst (1996), dem nationalen Literaturpreis „Petko Slavejkov“ (1998) und dem großen Preis für Literatur der Sofioter Universität „Hl. Kliment Ohridski“ (2001) ausgezeichnet. 2000 wurde ihm der Orden „Stara planina“ (1. Rang) für sein Gesamtwerk verliehen. 2003 bekam er den Staatspreis für Kultur „Paisij Hilendarski“. Darüber hinaus wurde er zweimal für den Nobelpreis nominiert.

Der Sammelband „Svirepo nastroenie“ [„Grimmige Stimmung“] ist beispielhaft für die bulgarische Literatur der 1960-er Jahre. In fast allen darin enthaltenen Erzählungen findet man jedoch so gut wie keine Spur vom „sozialistischen Realismus“. Stattdessen wird ein äußerst nichttraditionelles Bild vom bulgarischen Bauer gezeichnet. In seinen späteren Texten verwendete der Autor die Groteske, funktionalisierte das Rätselhafte, das Mysteriöse und das Furchtbare und verband das Komische mit dem Tragischen.

Seine Werke wurden von Reinhilde Milz, Rudi Stein, Egon Hartmann, Hartmut Herboth, Andreas Tretner und Wolfgang Köppe ins Deutsche übertragen.

 

Suche im Kontext:
Alle Schreibarten; Radičkov, Jordan; Raditschkow, Jordan ; Radichkov, Jordan; Radichkov, Yordan; Радичков, Йордан; Raditsckow, Jordan